Eines der großen Themen im Zypern-Konflikt ist das Verhältnis der griechischen ZypriotInnen zum griechischen Festland. Es waren nicht zuletzt von Griechenland unterstützte Nationalisten, die im Jahr 1974 gegen die Regierung Zyperns putschten und damit die Teilung in die Wege leiteten. Umso erstaunlicher fand ich es zu hören, dass der 25. März – also der Beginn des griechischen Aufstands gegen die Osmanen – auch in der Republik Zypern ein Feiertag ist. In der Nähe der Lidra Street konnten ich am Dienstag SchülerInnen beobachten, die für die Parade übten.

Nicht schlecht, wie sie ihre Instrumente beherrschten. Dennoch, bei mir blieb ein schales Gefühl und die Frage, warum die Republik Zypern, die sich ja als legitime Regierung aller ZypriotInnen – also auch der türkischen – versteht, diesen Feiertag begeht?

Mindestens genauso schal war das Gefühl, als ich am letzten Tag in Nikosia das EOKA-Museum besuchte. Das Museum war interessant und gut gemacht, auch die englische Beschilderung war sehr aufschlussreich. Wer aber an der Geschichte des zypriotischen Unabhängigkeitskampfs interessiert ist, sollte Vorsicht walten lassen, denn es ist eine sehr einseitige Sicht der Geschichte, die man dort zu sehen kriegt.

Die Betonung des griechischen Charakters Zyperns ist angesichts der bewegten Geschichte der Insel über die Jahrhunderte ermüdend; türkische Zyprioten kommen nur als Kollaborateure der Briten vor; es wird den HeldInnen des Unabhängigkeitskampfs  gehuldigt, Leichen der Gefallenen in Großaufnahmen dargestellt.

Zwar hatte ich mir schon erwartet, dass ich genügend nationalistische Propaganda sehen würde. Doch dass Massen an SchülerInnen durch dieses Museum durchgekarrt wurden, wie an jenem Tag, an dem ich dort war, halte ich für äußerst problematisch.

Immerhin, die Regierung Christofias hat einen Vorstoß gemacht, die Schulbücher zu überarbeiten, so dass dort eine ausgewogenere Sicht der jüngeren Geschichte gezeigt wird. Der große Widerstand gegen diese Pläne (vor allem von Seiten der Kirche) zeigt, dass es noch viel zu tun gibt, auch wenn die meisten ZypriotInnen, die ich im Laufe der Jahre in beiden Teilen der Insel kennengelernt habe, die MitbürgerInnen auf der anderen Seite der Mauer als ihre „Brüder und Schwestern“ ansehen.