Völlig einseitig sind die Aussagen von Anas Schakfeh, dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs, im Interview mit dem STANDARD. Während er auf der einen Seite das Vorgehen Israels im Gaza-Streifen verurteilt, will ihm absolut kein Wort der Verurteilung der Hamas über die Lippen kommen.

Auf den Hinweis der Redakteurin, seine Argumentation diene manchen in Europa als Rechtfertigung für antisemitische Übergriffe, windet er sich mit dem Argument „Wir sagen klar, dass wir von hier aus keine Nahost-Politik betreiben“ vermeintlich aus der Affäre. Vermeintlich, denn er betreibt Nahost-Politik, und zwar während des gesamten Interviews. Allerdings in einer völlig einseitigen Form.

Dazu kommen verharmlosende Aussagen wie seine Behauptung, die „primitiven“ Raketen der Hamas würden nur „ein Loch in der Wand“ erzeugen Denn auch wenn manche vielleicht tatsächlich primitiv sind, so können sie auch töten – und haben dies auch getan. Völlig falsch ist seine Behauptung, im Mittleren Osten kenne man keinen Antisemitismus.

Vom Präsidenten der islamischen Religionsgemeinschaft solche Worte zu lesen, ist enttäuschend. Denn damit bekräftigt er einseitige Positionen gegen Israel, statt dass er sich an die Kritik am überzogenen Vorgehen Israels hält. Seine Positionierung wäre nur glaubwürdig, würde er eine ähnlich kritische Haltung zur anderen Konfliktpartei einnehmen. Leider scheint es ihm wichtiger zu sein Popularitätspunkte zu sammeln, als eine ernsthafte Auseinandersetzung über den Nahost-Konflikt zu führen.